Ipso ist in Afghanistan seit 2008 aktiv. Unser Ziel ist es, psychosoziale Unterstützung zu leisten, die psychische Probleme im sozialen Kontext von jahrzehntelanger Unsicherheit und Gewalt versteht, von bewaffneten Konflikten im öffentlichen Raum bis hin zu häuslicher Gewalt.
Vor mehr als zwanzig Jahren, während der ersten Taliban-Herrschaft und in den Anfangsjahren der Islamischen Republik Afghanistan, spielte das Thema psychische Gesundheit im afghanischen öffentlichen Gesundheitssystem eine untergeordnete Rolle, trotz eines von Krieg verwüsteten Landes und Millionen von Binnenvertriebenen. Zwischen 2008 und 2016 wurde Value Based Counseling mit Unterstützung von Ipso in das öffentliche Gesundheitssystem integriert. Wir haben mehr als 500 Männer und Frauen zu Psychosozialen Berater:innen weitergebildet, von denen 380 landesweit in Gesundheitszentren beschäftigt waren, und ein Train-the-Trainers System für Nachhaltigkeit entwickelt. Ärzt:innen und Pfleger:innen wurden darin geschult, mit Counselor:innen zusammenzuarbeiten, um Patient:innen zu überweisen, deren Symptome mit sozialem Stress zusammenhängen.
Die Beibehaltung der ursprünglichen Counseling Qualitätsstandards erwies sich als die größte Herausforderung, nachdem Ipso die Weiterbildung an das Gesundheitsministerium übergeben hatte. Daher eröffneten wir 2016 in Kabul ein psychosoziales Kompetenzzentrum. Es bietet unter anderem psychosoziales Counseling für Afghan:innen an, die unter einer hohen psychischen Belastung und einem hohen Maß an Stress in ihrem täglichen Leben leiden, und zudem psychosoziale Hilfe unmittelbar nach potenziell traumatisierenden Ereignissen. Individuelle psychosoziale Unterstützung wird unabhängig von Geschlecht, ethnischer Zugehörigkeit und wirtschaftlicher Situation geleistet. Zudem betreibt das Zentrum eine Tagesstätte und bietet ambulante psychiatrische Untersuchungen und Behandlungen an. Individuelles psychosoziales Counseling erfolgt sowohl vor Ort in Kabul als auch über unsere Online-Plattform landesweit. Klient:innen können ihr eigenes Handy nutzen oder in 18 Provinzen unsere Räumlichkeiten und Computerausstattung.
Wir erhielten unsere psychosozialen Dienste aufrecht, als die Taliban letztes Jahr an die Macht zurückkehrten und viele Organisationen sich aus Afghanistan zurückzogen. Das öffentliche Gesundheitssystem bietet heute kaum noch psychosoziale Unterstützung an, was uns zum größten Anbieter im Land macht. Geld für unsere Dienste zu finden ist derzeit für uns die größte Herausforderung.