Psychosoziale Friedensförderung

Psychosoziale Friedensförderung setzt sich für einen gesellschaftlichen Wandel ein, der beim Individuum beginnt. Die Aufgabe besteht darin, Menschen in ihrer psychosozialen Kompetenz so zu stärken, dass sie diesen Wandel anstoßen können. Die Wirkungskette beginnt mit dem Individuum und reicht über dessen unmittelbares Umfeld in die Gesellschaft. Ipso engagiert sich seit 2013 in der psychosozialen Friedensförderung in Afghanistan und hat ein Positionspapier zu dem UNDP Leitfaden Integrating Mental Health and Psychosocial Support into Peacebuilding veröffentlicht. Psychosoziale Unterstützung durch Ipso beruht auf einem Menschenbild, das von einem inhärenten menschlichen Bedürfnis nach einem sinnerfüllten Leben ausgeht. Wir verstehen Sinngebung in diesem Zusammenhang als ein subjektives Konstrukt, das von persönlichen, familiären und gesellschaftlichen Werten abhängt, die im Laufe eines Lebens immer wieder neu verhandelt werden. Gewalterfahrungen prägen persönliche Einstellungen und Überzeugungen, die sich wiederum auf Verhaltensweisen in zwischenmenschlichen Beziehungen auswirken. Versöhnungsprozesse, die zur Gestaltung einer gemeinsamen Zukunft führen sollen, erfordern eine Vergangenheitsbewältigung, die handlungsfähig macht. Es gibt keinen Frieden ohne inneren Frieden, no peace without peace of mind, wie auf Englisch formuliert wurde. Im Mai 2022 veröffentlichte UNDP den Leitfaden Integrating Mental Health and Psychosocial Support into Peacebuilding. Er beruht auf der Theorie des Wandels, dass die Integration von Psychischen Gesundheitsdiensten und psychosozialer Unterstützung (Mental Health and Psychosocial Support, MHPSS) in Maßnahmen, die der Friedensförderung dienen, zu einem verbesserten psychosozialen Wohlbefinden führt. Dieses Wohlbefinden befähigt Menschen dazu, Gewalt zu widerstehen und ihre Handlungsfähigkeit zu verbessern, was wiederum zu nachhaltigem Frieden führt. Ipso vertritt die Position, dass das Potenzial einer Integration von MHPSS-Diensten in die Friedensförderung nur dann voll ausgeschöpft werden kann, wenn die Friedensforschung die Konzeptualisierung von „innerem/internem/intrapersonalem Frieden“, „Seelenfrieden“ usw. nicht an den Gesundheitssektor auslagert, sondern ein eigenes Verständnis von dem Zusammenhang zwischen innerem und gesellschaftlichem Frieden entwickelt. Eine detaillierte Darstellung unseres Anliegens finden Sie in unserem englischsprachigen Positionspapier.